Die Kopfweidenpflege ist schon 1978 vom RBN in Solingen initiiert worden und gehört auch heute noch zu unseren Aktionsschwerpunkten. Ca. 350 verwahrloste Bäume haben wir seitdem neu "geschneitelt" und regelmäßig durch Nachschnitte gepflegt. Zusätzlich verjüngen wir die Altbestände durch Neuanpflanzungen, um sie dauerhaft zu erhalten. Für die jahrelange Kopfweidenpflege erhielt der RBN 1988 den Umweltschutzpreis der Stadt Solingen. Viele Bäume sind mittlerweile zur weiteren Betreuung an die Stadt übertragen worden, die eine flächendeckende Pflege gewährleistet.
Dies ist auch nach wie vor nötig, da durch die immer seltener werdenden Kopfbäume viele Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum verlieren. Ein typisches Beispiel ist hierfür der Steinkauz, der nicht zuletzt wegen der fehlenden Nistmöglichkeiten in ausgehöhlten Weiden so selten geworden ist. Das weiche und oft morsche Weidenholz bietet außerdem zahlreichen Käfern, Insektenlarven, Würmern usw. ideale Lebensbedingungen. Etwa 100 Insektenarten wie z.B. der Moschusbockkäfer leben direkt von der Weide. Specht, Mohnvogel, Steinkauz, Schnepper, Wendehals, Rotschwanz, Zaunkönig, Sumpfmeise und andere Meisenarten benutzen sie zum leben und nisten. Und schließlich nutzen auch Fledermäuse wie der Große Abendsegler ausgehöhlte Kopfweiden als Winterquartier.
Die Kopfweide ist keine eigene Baumart, sondern lediglich eine Nutzungsform, wie sie traditionell bei verschiedenen Weidenarten (z.B. Korb- oder Silberweide) angewendet wird. Man findet sie bevorzugt in Niederungen an Gewässerufern, in Feucht- und Überschwemmungsgebieten und an Feldrainen. Das Leben einer Kopfweide beginnt in der Regel als Steckling, indem 5 bis 20 cm durchmesserstarke Astabschnitte von üblicherweise 2 bis 4m Länge als Pfähle in den Boden eingegraben werden. Das Regenerationsvermögen der verwendeten Weidenarten ist dabei so groß, daß diese Wurzeln bilden und im folgendem Frühjahr austreiben. Durch einen regelmäßigen Schnitt im Winter entstehen im Laufe der Jahrzehnte die markanten Kopfbäume.
Einmal zur Kopfweide geschnitten bleibt eine Weide immer eine Kopfweide und muss gepflegt werden. Aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit
und je nach beabsichtigter Nutzung des gewonnenen Holzes müssen die Kopfweiden daher alle 3 -10 Jahre sachgerecht zurückgeschnitten
werden. Werden diese Weichholzbäume nicht regelmäßig geschnitten und so von ihren immer schwerer werdenden Äste erleichtert,
können sie vollständig auseinanderbrechen und absterben. Jahrhundertelang wurde diese Arbeit von Bauern und Korbflechtern
ausgeführt, die das Holz als Brennholz oder zum Korbflechten benutzten und so die besonders für den Niederrhein und das
Bergische Land charakteristischen Kopfweiden schuf.
Aber auch heute noch können die geschnitten Äste weiterverwendet werden. Neben der Neueinpflanzung eignen sie sich auch
hervorragend zum Bau von Weidentipis oder -tunnel auf Spielplätzen, Kindergärten oder zu Hause im Garten.
Der RBN pflegt Kopfweiden u.a. auf seinen Betreuungsflächen im Blumental, am Schmidtskotten und in Mittelfürkelt und sucht jederzeit MithelferInnen beim Schnitt oder Interessierte die Stecklinge weiterverarbeiten wollen.